DoCare - 1 Familie, 1 Hygienekit, 1 Monat

Unterstützung für Flüchtende in einem Camp in Griechenland

 

Die schlechten Neuigkeiten, die jeden Tag die Titelseiten der Zeitungen und Landingpages der Onlinemagazine zieren, überwältigen mich immer wieder. Sie machen mich hilflos, wütend und traurig. Entweder ich lasse mich von dieser Hilflosigkeit übermannen und verdränge die Geschehnisse. Oder ich versuche, etwas daran zu ändern. DoCare ist ein Projekt, welches aus dieser Motivation entstanden ist.

Die Studierenden aus unserer Klasse haben unabhängig vom Studium im Frühjahr 2016 dieses Projekt gestartet. In diesem Projekt konnten wir viele unserer Fähigkeiten aus dem Studium anwenden, vertiefen, ausbauen und Neue dazulernen. 

 

Während einer der Strassenaktionen in Zürich
Während einer der Strassenaktionen in Zürich

Projektstruktur

Als wir das Projekt begonnen haben, haben in Idomeni über 10'000 Menschen an der Grenze zu Mazedonien gewartet. Sie hofften, dass die Grenze sich wieder öffnet und sie weiter in ein Land in Europa kommen können. Im Laufe des Projektes wurde Idomeni aufgelöst und die Menschen in kleinere Camps verteilt. Über Recherchen und Kontakte zu Organisationen welche bereits in den Camps arbeiteten, haben wir festgestellt, dass ein grosses Bedürfnis an Hygieneartikeln besteht. Gesehen, gesagt, getan. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, Pläne geschmiedet, Telefone gezückt und Mails geschrieben. Da unser Ziel von Anfang an klar war, wussten alle, worauf wir hinarbeiten und zeitweise entstand eine sehr befruchtende Dynamik.

Wie treiben wir die Mittel auf?

Da wir 17 Personen in unserer Gruppe waren, verfügten wir bereits über ein grosses Netzwerk an Freunden und Bekannten. Doch wir erlangt man als unbekannte Gruppe das Vertrauen von Fremden? Wir haben uns überlegt, was es alles benötigt um dies zu erreichen.

Hier war unser Marketing-know-How gefragt. Die wichtigsten Stichworte um das Vertrauen potenzieller Spender zu erlangen waren folgende: Transparenz, Authentizität, professionelles Auftreten und Kollaborationen mit bekannten Organisationen. Unsere Gegenspieler waren diese Faktoren: wenig Zeit, kein Startkapital, der Anspruch, möglichst die ganzen Einnahmen den Flüchtenden zukommen zu lassen, Skandale in den Medien, Zweifler. Wir haben uns dann für folgende Massnahmen entschieden: eine simple und hochwertige Website, ein Facebookkanal um Bekannte zu mobilisieren und die Spender auf dem Laufenden zu halten, verschiedene Aktionen mit direktem Kontakt zum Publikum (Handwaschaktion, Tanzworkshop und Züri Fäst), Nutzen von vorhandenen Ressourcen (No-mans-land-Armreifen)

 

Unser Stand am Zürifest, an dem Spenden gesammelt wurden, vor allem mit dem Verkauf von no-mans-land-Armreifen.
Unser Stand am Zürifest, an dem Spenden gesammelt wurden, vor allem mit dem Verkauf von no-mans-land-Armreifen.

Die Zeit in Griechenland

Mariella, Cheryl, Arnold und ich sind in den Semesterferien dann endlich nach Griechenland gereist. Über einen Zwischenhändler konnten wir die benötigten Produkte günstig in Griechenland bestellen. Nachdem wir den Transporter mit den Hygieneartikeln mit vereinten Kräften die letzten Meter ins Camp geschoben haben, da die Fahrt auf den Olymp wohl etwas zu viel für den älteren Lastwagen war, begann das Abpacken und schlussendlich das Verteilen der Produkte. Die Hilfsbereitschaft sowohl der Campbewohner als auch der Griechen, war überwältigend. Neben den Hygieneartikeln haben wir mit den Spendengeldern ebenfalls eine weitere Wasserstation im Camp eingerichtet, welche näher bei den Zelten liegt als die erste Station.

Der Aufbau der zusätzlichen Wasserstation
Der Aufbau der zusätzlichen Wasserstation

Teilnahme an der Highlights-Ausstellung der ZHdK

Da wir unsere Hochschulklasse kurzerhand in ein Aktivistenteam verwandelt haben und auch in der Uni fleissig die Werbetrommel geschwungen haben, hat sich die Nachricht des Projektes auch dort verbreitet. Die Ausstellung Highlights hat im Rahmen des Toni! Festivals im Sommer 2016 stattgefunden. Ein Kurationsteam hat aus Projekten, welche von den Studiengangsleitern vorgeschlagen wurden ausgewählt. Obwohl DoCare kein Schulprojekt war, bekamen wir doch die Gelegenheit zu zeigen, was wir gemacht haben.

Unser Ziel war es, nicht bloss unser Projekt vorzustellen, sondern über eine Installation die Menschen zu berühren und Empathie zu erzeugen. Wir haben ein Zelt aufgebaut, ähnlich wie wir es in den Camps gesehen haben. Auf der Innenseite des Zeltes war eine Botschaft auf englisch und arabisch aufgemalt, welche ich von Razan erhalten habe. Sie ist die 11-jährige Tochter einer Familie, welche ich in meinem zweiwöchigen Volunteer-Einsatz in einem anderen Camp kennen und lieben gelernt habe. Sie lautet: "I am a little girl, I wish a life better than this." Die Familie konnte nach fast einem Jahr Aufenthalt in Griechenland endlich nach Spanien weiterreisen, da mehrere Familienmitglieder schwere gesundheitliche Probleme haben. Ebenfalls zu lesen gab es ein Gedicht, welches über unsere Situation in einem reichen Land und die unmittelbare Nähe zu Menschen in einer Notsituation spricht.

Weiter konnte man sich im Zelt auf ein Feldbett setzen und Audioaufnahmen anhören, welche im Camp gemacht wurden und rote und weisse Stoffbänder an die Decke hängen. Die Farben rot und weiss sind für die Kultur der Jessiden sehr wichtig.

Vor dem Zelt stand ein Tisch. Dort ging es direkt um das Projekt DoCare. Was haben wir gemacht, warum und welche für uns alltäglichen Produkte konnten wir den Menschen dort zu Verfügung stellen.